Der subversive Kapitalist


taz 16.10.2006

Aus Dhaka von John Carlin

Wenn jemand immer wieder, wie es Muhammad Yunus gerne tut, seinen "tiefen, festen, leidenschaftlichen" Glauben daran betont, "dass wir eine Welt frei von Armut schaffen können", mag man das bewundern und zugleich anzweifeln. Wenn man lernt, dass dieser Mensch Wirtschaftsprofessor ist, lauscht man vielleicht ein wenig genauer, aber der Eindruck vergeht nicht, dass er vielleicht ein wenig verrückt ist, ein muslimischer Don Quixote.
Bis man entdeckt, dass dieser Mensch einer der erfolgreichsten Kapitalisten der Welt ist, der vor dreißig Jahren mit zwei Mitarbeitern eine Bank gründete und heute 20.000 Leute beschäftigt und 18 weitere Unternehmen ins Leben gerufen hat, darunter die größte Mobilfunkgesellschaft Südasiens. Und dann fragt man sich, ob die utopische Vision dieses Verrückten nicht doch Methode hat. Vor allem, weil dieser ganz besondere Kapitalismus nicht Profit als wichtigste Mission sieht, sondern Hilfe für die Ärmsten.

Muhammad Yunus ist für den Kapitalismus, was Bill Gates für Computersoftware ist. Nur ist sein Geschäftsumfeld viel härter als das geruhsame Seattle. Sein Labor ist Bangladesch, ein Land von der Größe Englands mit 145 Millionen Einwohnern, die meisten bitterarm. Yunus wurde 1940 geboren, als Bangladesch noch Indien war und die Briten regierten. Er hat die Ärmsten der Armen dieses armen muslimischen Landes erwählt, die am meisten unterdrückten und am wenigsten besitzen - die Frauen.
"Es war eine verrückte Idee", sagt Nurjahan Begum und grinst bei der Erinnerung an die Anfänge der Grameen Bank ...

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Freedom in the World 2006

Freedom House Report

Freedom House has prepared this overview report as a companion to our annual survey on the state of global political rights and civil liberties, Freedom in the World. We are publishing this report to assist policymakers, human rights organizations, democracy advocates, and others who are working to advance freedom around the world. We also hope that the report will be useful to the work of the new United Nations Human Rights Council.
The reports are excerpted from Freedom in the World 2006, which surveys the state of freedom in 192 countries and 14 select territories. The ratings and accompanying essays are based on events from December 1, 2004 through November 30, 2005. The 17 countries and 3 territories profiled in this report are drawn from the total of 45 countries and 8 territories that are considered to be Not Free and whose citizens endure systematic and pervasive human rights violations.
Included in this report are eight countries judged to have the worst records: Burma, Cuba, Libya, North Korea, Sudan, Syria, Turkmenistan, and Uzbekistan. Also included are two territories, Chechnya and Tibet, whose inhabitants suffer intense repression. These states and regions received the Freedom House survey’s lowest rating: 7 for political rights and 7 for civil liberties. Within these entities, state control over daily life is pervasive and wide-ranging, independent organizations and political opposition are banned or suppressed, and fear of retribution for independent thought and action is part of daily life. In the case of Chechnya, the rating in large measure reflects the fallout of a vicious conflict that in the last 12 years has disrupted normal life and resulted in some 200,000 deaths.
The report also includes nine further countries near the bottom of Freedom House's list of the most repressive: Belarus, China, Equatorial Guinea, Eritrea, Haiti, Laos, Saudi Arabia, Somalia, and Zimbabwe. The territory of Western Sahara is also included in this group. While these states scored slightly better than the “worst of the worst,” they offer very limited scope for private discussion while severely suppressing opposition political activity, impeding independent organizing, and censoring or punishing criticism of the state.
Massive human rights violations take place in nearly every part of the world. This year's roster of the “most repressive” includes countries from the Americas, the Middle East, Central Asia, Africa, and East Asia; they represent a wide array of cultures and levels of economic development. This report from Freedom House to the United Nations focuses on states and regions that have seen some of the world’s most severe repression and most systematic and brutal violations of human dignity. Our report seeks to focus the attention of the United Nations Human Rights Council on states and territories that deserve investigation and condemnation for their widespread violations.

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The Albert Einstein Institute - Report on Activities

Since publishing our last Report on Activities, the pace of our work has increased in all three of our mission areas: research, sharing results, and consultations. We have responded to requests for literature from pro-democracy organizations in places like Azerbaijan, Haiti, Ukraine, Venezuela, and Zimbabwe. Consultations about strategic nonviolent struggle were arranged for movements in Serbia, Venezuela, Belarus, and Tibet. As the number of successful nonviolent struggles increase, others are realizing that this form of conflict is a realistic alternative to violent resistance against authoritarian regimes. Requests for translations have increased so much that they now far exceed our available resources to meet this demand. The same is true of requests for consultations.

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Robert Helvey: Der Umsturzhelfer

SPIEGEL ONLINE - 21. November 2005

Von Georg Mascolo, Washington

Helvey führt seine Kriege ohne Panzer und Kanonen. Die Armeen des Oberst a.D. sind friedliche Demonstranten in Belgrad, Baku und Kiew - Mädchen in der ersten Reihe, ältere Damen als Kuriere. Der Experte für Revolutionen weiß, worauf es beim Sturz eines Regimes ankommt: Disziplin und minutiöse Planung. "Kommen Sie bloß nicht im Anzug", blafft Robert Helvey ins Telefon, "mein Hund haart wahnsinnig." Am Provinzflughafen von Charleston, West Virginia, lehnt der 66-Jährige lässig an der Wand der Ankunftshalle. Sandy wartet im Pick-up-Truck, Pfoten auf dem Polster, die Schnauze gegen die Scheibe gedrückt. Ein kurzer fester Händedruck, ein knappes Nicken des Kopfes auf dem eine Baseballkappe mit dem Emblem des amerikanischen Veteranenverbandes sitzt.
Robert Helvey, Oberst a.D. und heute weltweit begehrter Consultant für gewaltlosen Widerstand, setzt den Dodge Dakota mit Schwung rückwärts aus der Parklücke. Sein Haus liegt oben in den Hügeln von Charleston, amerikanische Mittelklasse, die Mauer aus Bruchsteinen hat er selbst gesetzt. Im Garten tummeln sich morgens die Hirsche, neulich tollte dort ein Schwarzbär herum. Ein Idyll. "Aber er ist doch viel zu selten hier", klagt seine Frau Maurene, eine britische Krankenschwester.

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Die Revolutions-GmbH

DER SPIEGEL 46/2005

Wie macht man eine Revolution? Was in Jugoslawien 2000 passierte, in Georgien 2003, in der Ukraine 2004 wirkte wie ein spontaner Volksaufstand gegen Autokraten. In Wahrheit war vieles sorgfältig geplant - von Studentenführern und ihren vernetzten Organisationen. Sie scheuten auch amerikanische Hilfe nicht. Welches Regime wird ihr nächstes Opfer? Sie sind der Alptraum der Diktatoren und die Hoffnung der Unterdrückten, die Protagonisten des demokratischen Wandels auf der Welt. Sie haben in ihren Heimatländern erfolgreich Volksaufstände organisiert und Tyrannen aus den Palästen gejagt. Jetzt planen sie gemeinsam neue Revolutionen, überall dort, wo in Osteuropa, Zentralasien und im Nahen Osten noch Gewaltherrscher die Macht in Händen halten und den Menschen bürgerliche Freiheiten verwehren.
Sie sind die wahren Helden unserer Zeit. Helden wider Willen - dass kaum einer ihre Namen kennt, ihre Lebensläufe, ihre Verbindungen untereinander, ihre Geldgeber, ihre Pläne für einen Regimewandel, das finden sie gut so. Denn sie müssen immer einen Tick schneller sein als die Staatsmacht mit ihrem ungeheuren Apparat von Polizei und Geheimdienst. Raffinierter, besser, vernetzter. Anders als die da oben haben sie keine Waffen und wollen sie auch nicht - jedenfalls keine, mit denen sich töten oder foltern lässt.
Sie sind um die 30, junge Männer meist, aber auch Frauen kämpfen in ihren Reihen. Sie haben sich größtenteils an Universitäten kennen gelernt. Wer die Nachrichtensendungen der vergangenen Jahre genau verfolgt hat, mag sie bei den Revolutionsfeiern einige flüchtige Momente lang wahrgenommen haben. Eher nicht in der ersten Reihe. Im Hintergrund bleiben, heißt ihre Devise. Eine Friedensarmee im Schatten ist da entstanden, deren Divisionen und Pläne keiner kennen soll. Geheimnisvoll, schlagkräftig, kaum zu fassen - ein wichtiges, bis heute kaum wahrgenommenes Phänomen der internationalen Politik.

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Duell der Regenmacher

DER SPIEGEL 33/2007

860 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger, vor allem in Afrika. Wie kann man ihn besiegen? Mit Geld von außen – oder, wie auf Madagaskar, mit Reformen von innen?

Von Ralf Hoppe

Die Frau sitzt vor ihrer Hütte, die Hütte steht unter einem alten Baum. Es ist eine Schirmakazie, krummer, knorriger Stamm, die Baumkrone flach und ausgefranst. Fliegen surren, im Gesträuch rascheln kleine Schlangen. Die Frau vor ihrer Hütte verbringt hier die meiste Zeit des Tages, im Halbschatten, als hätte sie alle Zeit der Welt. Worauf sie wartet, fügsam, apathisch, kann sie selbst nicht genau sagen, vielleicht, dass etwas geschieht, dass Rettung naht, oder der Tod. Die Frau heißt Nada Ranassakar. Sie hat dunkle Haut, tiefe Augen, Waden wie Stöcke. Sie ist barfuß, die Sohlen ihrer Füße sind von Riefen durchzogen. Wie alt Nada ist, kann sie nicht genau sagen, Anfang vierzig, sagt sie, sie sieht älter aus. Nada ist Afrikanerin, sie lebt im Nordwesten Madagaskars, einen knappen Tagesmarsch von der Küstenstadt Mahajanga entfernt, sie hat keinen Mann, aber sechs Kinder, die alle hungern, so wie auch Nada selbst. „Macht nichts“, sagt sie, „sind wir gewöhnt“, sie lacht, krächzend, kratzig. Bis vor kurzem hatte Nada noch Arbeit. Und auch die älteren Kinder, Nampiantroa und Vitanenejy und sogar Soadanta mit ihren sieben Jahren, konnten auf den Reisfeldern arbeiten, die Sämlinge setzen. Während Nada jeden Tag in den Wald zog, totes Holz sammelte und in einer Grube zu Kohle verbrannte. Die schleppte sie in Säcken nach Mahajanga. Aber dann, vor etwa einer Woche, begann ihre Tochter Sambianaka, sieben Monate alt, heftig zu fiebern. Es konnte Malaria sein. Nada hörte auf zu arbeiten, und auch die älteren Kinder durften nicht mehr auf die Reisfelder, sondern mussten bei der Hütte bleiben und auf die Kleinen aufpassen. Nada wickelte Sambianaka in ein Tuch und band sie auf den Rücken und machte sich auf den Weg, zu Fuß. Nach fünf Tagen kam sie zurück. Fünf Tage hatten ihre Kinder Hunger. „Wenn wir nichts zu essen haben, nennen wir das Ramadan“, sie lacht, kratzig. Rund 2,6 Milliarden Menschen haben nach einer Studie der Weltbank weniger als zwei Dollar am Tag zum Leben. Mehr als 800 Millionen Menschen leiden Hunger, viele von ihnen sterben, langsam, denn sie sind so unterernährt, dass sie kaum noch Kraft haben zu arbeiten, um sich aus ihrer Misere zu befreien. Sie werden krank, sie sterben mutlos, würdelos. Auf Madagaskar grassieren unter anderem Malaria, Cholera, Durchfall und Wurmerkrankungen, Bilharziose, Tuberkulose, Pest – biblische Seuchen in globalen Zeiten. In Nadas Hütte, wo sie sich nachts zu siebt auf einer Matte aneinanderdrücken, wimmelt es von Wanzen, Fauchschaben, Kakerlaken, fingerlangen Tausendfüßlern. So wie Nada Ranassakar geht es mindestens 200 Millionen Menschen in Afrika, ihre Not lähmt einen ganzen Kontinent, und die Welt ist sich einig, dass ihnen geholfen werden muss, ehe sie dahinsiechen, ehe ihre zerrütteten Gesellschaften Terrorzellen ausbrüten, ehe Afrika ganz abgehängt wird – wo doch ein blühendes Afrika die Weltwirtschaft mit Wachstumsimpulsen versorgen könnte. Die Frage ist nur: Wie hilft man Afrika? Wie besiegt man den Hunger?

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Die Weltsanierer

DER SPIEGEL 30/2007

Was das Hobby von Romantikern war, ist nun der Job von Managern und Milliardären – die Rettung der Welt. Pragmatiker wie Bill Gates, George Soros, Richard Branson überbieten sich darin, mit Unternehmergeist der Erde zu helfen.

Von Klaus Brinkbäumer und Ullrich Fichtner

Jeden Tag wird jetzt die Welt gerettet, und alle machen mit, zwischen Kap Hoorn und Hammerfest, zwischen Sibirien und Hawaii. Es geht um Klima, Hunger, Aids, es geht um Wasser, Frieden, Müll, es geht um alles oder nichts, im Großen wie im Kleinen. Es ist ein Wettlauf ausgebrochen zwischen all denen, die sich sorgen um die Welt. Die einen stehen auf Bühnen und singen, die anderen arbeiten im Stillen daran, die großen und kleinen Probleme der Welt zu lösen. In einem Zimmer im 18. Stock des Waldorf-Astoria an der Park Avenue sitzt Bill Clinton, es ist ein verregneter Tag in New York, um ihn herum rumoren junge Helfer, sie tuscheln und telefonieren. Clinton trägt hellblaues Hemd, dunkelblaue Krawatte, schwarzen Anzug, er sitzt noch immer da wie der Präsident der Vereinigten Staaten, vielleicht ist sein Gesicht etwas rosiger, er sagt: „Tun ist besser als reden.“ Der Saal nebenan ist seit 90 Minuten voll. Es ist der Starlight Room des Waldorf-Astoria, ein Saal getragen von Säulen, geschmückt mit schweren Vorhängen, der Teppich schimmert golden, eine große Bühne für eine große Oper, und an der Wand hängt ein Schild mit dem Titel des Stücks: „Clinton Climate Initiative“. „I’m in the doing business now“, sagt Clinton kurz vor seinem Auftritt, man kann das nicht wirklich gut übersetzen, „Ich bin jetzt im Geschäft des Handelns“, so ungefähr, aber das ist ein rätselhaftes Wort im Mund des einst mächtigsten Mannes der Welt, der acht Jahre lang jede Befugnis zum Handeln hatte. Clinton konnte Kriege befehlen oder beenden. Er konnte die anderen Mächtigen sprechen, tags oder nachts. Er verhandelte mit ihnen allen, mit Staatslenkern, Konzernchefs, Kriegsherren, Nobelpreisträgern. Aber jetzt, erst jetzt, fühlt er sich als Handelnder?

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Der inszenierte Hunger

DIE ZEIT 17/2003

In Äthiopien gibt es Wasser genug - doch die Entwicklungshelfer der UN reden der Welt eine Dürrekatastrophe ein

Von Lutz Mükke

Die drei Minuten vom Empfangstresen im Parterre bis zu seinem Büro im sechsten Stock des UN-Hochhauses in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba genügen Wagdi Othman, um alles Wichtige zur aktuellen Ernährungslage des Landes zu sagen: Ausbleibender Regen führe bei den Bauern im Hochland zu Dürre und Missernten, bei den Nomaden im Flachland zu hohen Verlusten unter den Viehbeständen. „Wenn wir nichts tun, werden in diesem Jahr Millionen Äthiopier verhungern.“ Der 42-jährige Othman ist der Sprecher des UN-Welternährungsprogramms (WFP), des größten und wichtigsten Nahrungsmittelverteilers in Äthiopien. Und damit man die Dramatik auch ja richtig einschätzt, fügt er hinzu: „Wir stehen vor einer noch größeren Hungerkatastrophe als 1984.“ Die Bilder aus Äthiopien gingen damals um die Welt und sind vielen Menschen im Gedächtnis geblieben: weit aufgerissene Kinderaugen in riesig wirkenden Kinderschädeln; apathisch wirkende junge Mütter mit dürren Babys auf den Armen; Auffanglager voll hungernder Menschen, die in entlegenen Dörfern aufgebrochen sind, um einem Gerücht zu folgen, das irgendwo Essen verhieß. In Stapeln aufgeschichtet, liegen 64 Seiten starke Hochglanzmappen griffbereit neben Othmans Schreibtisch. In düsteren Farben prognostizieren sie anhand von Schaubildern, Zahlenkolonnen und Tabellen eine „Hungerkatastrophe Äthiopien 2003“, die alle bisherigen Desaster übertreffe – auch die Hungersnot von 1984. Damals, schreibt das WFP, starben eine Million Menschen. Heute seien fast alle Regionen des Landes von gigantischen Ernteeinbußen betroffen. Allein in den Regionen Amhara, Oromiya und Somali seien über neun Millionen Menschen von der akuten Hungersnot bedroht. Auf die Ziffer genau listet das Pressematerial auf, dass Äthiopien in diesem Jahr 1 441 142 Tonnen Nahrungsmittel und 75 109 559 Dollar an Nothilfe benötigt, um das Überleben eines Fünftels der Gesamtbevölkerung zu sichern.

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Mikrofinanzierung als effizientes Mittel der Armutsbekämpfung

Dossier des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zum Thema Mikrofinanzierung

Die Mikrofinanzierung gehört seit mehr als ei-nem Jahrzehnt zu den Hoffnungsträgern der EZ, da in der Verbesserung des Kreditzugangs für Klein- und Kleinstunternehmern, die im Vordergrund der meisten geförderten Projekte steht, wie auch in der Eröffnung von Sparfazi-litäten für ärmere Bevölkerungsschichten ein wirksames Mittel zur Bekämpfung von Armut wie auch zur Förderung von wirtschaftlichem Wachstum gesehen wird. Zudem gilt die För-derung solcher Projekte als vielversprechend im Hinblick auf ihre entwicklungspolitische Effizienz: Durch die Förderung des Aufbaus (institution building) von kostendeckenden Mi-krofinanzinstitutionen (MFI) soll ein nachhal-tiger Zugang der Zielgruppe zu Finanzdienst-leistungen geschaffen werden, ohne dass gleichzeitig ein dauerhafter Subventionsbedarf der Finanzinstitution entsteht. Mikrofinanzie-rung wird demnach als ein Beitrag zur Ar-mutskämpfung durch Finanzmarktentwick-lung verstanden - ein Prozess, in den der Pri-vatsektor erfolgreich eingebunden werden könnte.
Diese Sichtweise kommt in dem folgenden Zi-tat aus dem Aktionsprogramm 2015 der Bun-desregierung „Armutsbekämpfung - eine glo-bale Aufgabe“ treffend zum Ausdruck: „Stabile und leistungsfähige Finanzsysteme sind eine wichtige Grundlage für markt-wirtschaftliche und vom Privatsektor ge-tragene Entwicklungsprozesse (...). Die EZ kann dazu beitragen, die Entwick-lungsfunktion des Finanzsystems abzusi-chern und gleichzeitig die Zielgruppenori-entierung zu gewährleisten (...). Armutsbe-kämpfung bedeutet in diesem Rahmen z. B. Einbindung neuer Kundengruppen, Entwicklung neuer Finanzprodukte und Aufbau spezialisierter Mikrofinanzinsti-tute. Die deutsche EZ kooperiert daher zunehmend mit risikobereiten, qualifizier-ten privaten Finanzdienstleistern bzw. In-vestorengruppen, die am Aufbau tragfähi-ger Beziehungen mit kleinen und kleinsten Wirtschaftsakteuren Interesse haben (...). Eine echte Entwicklungspartnerschaft ist durch Beteiligung der Commerzbank AG am Aufbau der Micro-Enterprise Bank im Kosovo gelungen.“

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Making Globalization Work for All

United Nations Development Programme - Annual Report 2007

As we review the activities of the UN Development Programme (UNDP) over the last year, it’s clear we face a double challenge. First, there is the overall coherence and “delivering as one” agenda, which is critical for the entire UN development system. As chair of the UN Development Group, the UNDP Administrator has a special role, working together with UN colleagues, in moving forward with reform. As we put in place the measures needed to enhance the efficiency and effectiveness of the UN system at the country level, the idea is not to merge the various mandates or organizations, but rather to build on their skills and expertise so that the UN delivers in a more coherent way and is more effective in building the links between what happens at the country level with the global policy debate.
The second challenge we face relates to UNDP itself. UNDP is a key partner in building capacity for human development focused around four areas: poverty reduction, democratic governance, crisis prevention and recovery, and environment and energy. As set out in UNDP’s Strategic Plan 2008-2011, we need to continue to deliver in these areas on the ground, providing knowledge, policy advice, advocacy and technical support to programme countries on the basis of accumulated good practice and our comparative advantage.

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The Sustainability Yearbook 2006

The Year 2005 was an encouraging year for the sustainability investing market. Increasing investor demand – from retail to institutional asset owners – for this strategy was observed across the globe. At the same time, companies worldwide moved sustainability up their agenda to use it as a key source of competitive advantage. This is emphasized by the fact that sustainability indicators are increasingly linked to financial value drivers and integrated into Annual Reports. The corporate sustainability assessment that SAM conducted in 2005 perceived an improvement in sustainability performance across all sectors. Companies are converging in first generation sustainability themes like corporate governance. Transparency and accountability along the whole supply chain are increasingly visible through policies and control mechanisms. On the other hand, substantial room for progress in sustainability remains on the corporate agenda. One example is the area of human capital management. Although corporations widely recognize and acknowledge the importance of it for their success, this area remains an important differentiating factor. One of the issues that raised particular attention both on the corporate side as well as in the investment community in 2005 is climate change. A report prepared for the Carbon Trust and the Institutional Investors Group on Climate Change stated that “virtually all classes of pension assets have the potential to be affected by climate change”. To help better evaluate those risks and opportunities, the demand for better information about corporate greenhouse gas emissions and how companies plan to mitigate the impact of climate change, is increasing. One example is the Carbon Disclosure Project (CDP), a coalition of institutional investors with more than USD 21 trillion in assets. The project’s third report, released in 2005, showed a significantly increased awareness of climate change and disclosure of related data among US corporations. The integration of the sustainability issues into the business processes is particularly driven by the Governance, Risk, and Compliance agenda. Since the publication of the COSO II framework for enterprise risk management in September 2004, leading companies have put more emphasis on the non-financial risks and opportunities. Even more broadly, the ever increasing requirements from laws, regulations, and stakeholder expectations are calling for an integrated framework for governance, risk management, and compliance, turning it from a reactive response to becoming a value-adding principle.
The third Sustainability Yearbook, published by SAM and PricewaterhouseCoopers, takes these topics up, showing interesting background information as well as relevant SAM data. PwC presents insights from its dialogue with CEOs on Governance, Risk Management and Compliance. Moreover, the Sustainability Yearbook presents SAM’s research approach and provides portraits of 58 sectors, including data that SAM compiled in 2005.

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Ethisches Investment

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Unter ethischem Investment versteht man Geldanlagen, die neben Renditekriterien auch ethische Wertvorstellungen des Anlegers berücksichtigen. Oft wird auch von ökologischem und sozial verantwortlichem Investment gesprochen (englisch Social Responsibility Investment, SRI). Die Idee ethischen Investments hat ihren Ursprung in den Siebziger Jahren in den Bewegungen gegen Apartheid in Südafrika und gegen den Vietnamkrieg. Kein „Geld für Rüstung und Apartheid“ war die Devise derer, die nicht mit ihrem Geld das finanzieren wollen, was sie mit ihrem politischen Engagement ablehnen. Zuerst entstanden in den USA und Großbritannien Fonds mit Ausschlusskriterien für diese Aktivitäten, vor allem auch für institutionelle Anleger wie Universitäten, Stiftungen und Kirchen. In Europa, vor allem Deutschland, kam Atomkraft als weiteres Kriterium hinzu. In den Siebziger Jahren machte die GLS Gemeinschaftsbank den Anfang, in den Achtziger Jahren kamen weitere alternative Banken wie die Ökobank in Deutschland oder die Alternative Bank Schweiz hinzu, die ökologische und soziale Projekte finanzieren. Seit den Neunziger Jahren spielt Kritik an der Globalisierung und der Ausweitung spekulativer Finanztransaktionen eine zunehmende Rolle für ethisch motiviertes Investment.

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Was die arabische Welt braucht, um ihren Niedergang zu stoppen

DIE ZEIT 05/2005

Von Fritz Vorholz

Vor 1000 Jahren war Arabien ein anderes Wort für Wohlstand. Vorbei. Heute hinken die 22 Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens, die in der Arabischen Liga vereint sind, wirtschaftlich hinterher. Einige von ihnen sind zwar reich an Öl, dem wichtigsten Rohstoff des Industriezeitalters. Trotzdem ist die Wirtschaftsleistung der gesamten Region kaum höher als die von Spanien. Die Männer dominieren das Wirtschaftsleben, in den Einkaufsstraßen und in den Büros. Abgesehen von den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, sagt Rolf J. Langhammer, Entwicklungsforscher und Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, »bereitet uns die arabische Region die meisten Sorgen«. Fast 65 der rund 300 Millionen Araber sind Analphabeten. Zehn Millionen Kinder unter 15 Jahren besuchen keine Schule. In Algerien sind fast 40 Prozent der 15− bis 24−Jährigen arbeitslos, in Marokko und Ägypten jeweils 35 Prozent. Jeder fünfte Araber muss mit weniger als zwei Dollar am Tag auskommen. Der Lebensstandard in den arabischen Ländern fällt gegenüber anderen Weltregionen immer mehr zurück. In den vergangenen 25 Jahren ist das Pro−Kopf−Einkommen kaum gestiegen, während es in den Entwicklungsländern insgesamt jährlich um mehr als zwei Prozent wuchs. Jeder fünfte Araber muss mit umgerechnet weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen - trotz des Ölreichtums, trotz der Entwicklungshilfe, die sogar doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt sämtlicher Dritte−Welt−Länder. Was läuft schief in den arabischen Ländern? In einer Region, die über ein reiches kulturelles Erbe verfügt und die kolonialen Fesseln längst gesprengt hat?

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Kriege, Krisen, Kranke

DIE ZEIT 05/2005

Von der Globalisierung profitieren die wenigsten, der Masse der Bevölkerung bringt sie neues Elend. Überall in Afrika fehlt die erste Voraussetzung für Wohlstand: Ein funktionierender Staat.

Von Bartholomäus Grill

Ausgerechnet Mauritius und Botswana. Eine Insel im Indischen Ozean und ein dünn besiedelter Flächenstaat mit enormen Bodenschätzen. Das sind die Vorzeigestaaten Afrikas. Sie zeigen, dass es in diesem Erdteil erfolgreiche Volkswirtschaften geben kann. Dahinter kommen nicht mehr viele Länder, die Seychellen, Uganda, mit Abstrichen Ghana und Namibia. Und natürlich Südafrika, das einzige Schwellenland südlich der Sahara. Inseln der Hoffnung im afrikanischen Meer der Krisen und Katastrophen. Von den 49 ärmsten Staaten der Erde liegen 33 in Afrika. Im vergangenen Herbst schlug das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) wieder Alarm: Nie waren so viele Afrikaner von Hungersnöten bedroht wie heute. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist auf 46 Jahre gesunken. Aids - fast 30 Millionen Menschen haben sich angesteckt - dezimiert die ökonomisch besonders aktive Altersgruppe zwischen 15 und 49 Jahren. Dennoch wird sich die Bevölkerung, wie die Vereinten Nationen hochgerechnet haben, bis zum Jahr 2050 mehr als verdoppeln. 1,8 Milliarden Menschen werden dann auf dem ärmsten Kontinent leben und sich die Ressourcen teilen, die heute schon knapp sind.
Ökonomisch spielen die Länder südlich der Sahara so gut wie keine Rolle mehr, ihr Anteil am Welthandel liegt unter zwei Prozent. Einen Wirtschaftsstandort Afrika gibt es eigentlich gar nicht. Der Schweizer Soziologe Jean Ziegler hat dafür eine treffende Metapher geprägt: Der Kontinent sei »wie ein Floß in der Nacht« _ er treibe ziellos dahin und verschwinde allmählich vom Radarschirm der Welt. Aber die Globalisierung? Was ist mit dem vermeintlichen Wachstumsmotor unserer Zeit? Hat sie nicht auch Afrika Nutzen gebracht?

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Basic Facts About Microfinance

United Nations Capital Development Fund
(www.UNCDF.org)

Comprehensive impact studies have demonstrated that: (i) microfinance helps very poor households Meet basic needs and protect against risks; (ii) the use of financial services by low-income households is associated with improvements in household economic welfare and enterprise stability or growth; (iii) by supporting women’s economic participation, microfinance helps to empower women, thus promoting gender-equity and improving household well-being; (iv) for almost all significant impacts, the magnitude of impact is positively related to the length of time that clients have been in the programme.

The demand for microfinance services is largely unmet. Estimates of the global demand ranges from 400 to 500 million households of which only around 30 million are reported to have access to sustainable microfinance services in 2002. Although many poor and low-income people do not yet have access to financial services, the number of customers that use microfinance, has grown between 25 and 30 percent annually over the past five years.

Other important insights concerning microfinance include: In the 1990s, average per capita income growth was less than 3% in 125 developing and transition countries, and was negative in 54 countries. In a further 71 countries, growth was below the 3% a year needed to double incomes in a generation. (UNDP, Human Development Report, 2003)

At least 30 million people now have access to microfinance (Unitus). The existing 10,000 Microfinance Institutes (MFIs) reach only 4% of the potential market (2001 World Bank Statistics). At least 90% of eligible self-employed lack access to microcredit programs. Unmet demand is around 270,000,000 (Unitus). In Africa, women account for more than 60 per cent of the rural labour force and contribute up to 80 per cent of food production, yet receive less than 10 per cent of credit provided to farmers.
(Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

The World Bank estimates that there are now over 7000 microfinance institutions, serving some 16 million poor people in developing countries. The total cash turnover of MFIs world-wide is estimated at US$2.5 billion and the potential for new growth is outstanding. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

There is concern that official assistance will be diverted from vital primary care aid programmes such as health, water projects and education into MFIs, owing to their popularity among donors. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)
Though women appear to benefit most, studies indicate that many loans awarded to and paid back by women are in fact used by men. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

The widely-imitated Grameen Bank in Bangladesh aims to provide credit to those in extreme poverty. Some 94 per cent of those who meet the bank's criteria and take up loans are women. Grameen borrowers keep up repayments at a rate of around 98 per cent. The Bank lends US$30 million a month to 1.8 million needy borrowers. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

Savings are important both as a vital safety net for the poor and as a source of funding that does not rely on external sources. Many strong MFIs, notably in Africa, recycle the savings of needy clients as a principal source of loan funds for their customers. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

The Microcredit Summit estimates that US$21.6 billion is needed to provide microfinance to 100 million of the world's poorest families. The Summit planners say it should be possible to raise US$2 billion from borrowers' savings alone. The final figure may be even higher. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

Studies have shown that during an eight year period, among the poorest in Bangladesh with no credit service of any type, only 4 percent pulled themselves above the poverty line. But with individuals and families with credit from Grameen Bank, more than 48% rose above the poverty line. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

It is estimated that, worldwide, there are 13 million microcredit borrowers, with US$ 7 billion in outstanding loans, and generating repayment rates of 97 percent. It has been growing at a rate of 30
percent annual growth. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

Fewer than 2 per cent of poor people have access to financial services (credit or savings) from sources other than money lenders. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

Under 10 million of the 500 million people who run micro and small enterprises have access to financial support for their businesses. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

There is a potential demand for microcredit services from seven million borrowers. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

There is a potential demand for microsavings services from 19 million savers. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

The world's seven richest men could wipe out global poverty. Their combined wealth is more than enough to provide the basic needs of the poorest quarter of the world's people. (Data Snapshots on Microfinance – The Virtual Library on Microcredit)

Studies of the impact of microcredit in more than 24 countries found dramatic improvements in household income levels. These improvements took place primarily through growth in the borrower’s business, which translated into increased household income. The studies found that access to microcredit allowed the borrower to increase the number of goods or services sold and reduce the costs of supplies and raw materials. As a result, sales increased and profits grew 25% to 40%. (Unitus)

The top 5 MFIs reach almost half of the market. (2001 World Bank Statistics)

Only 1% of MFIs are financially stable. (2001 World Bank Statistics)

MFIs reach self-sufficiency through cost and income structures that vary by region: Asian FSS MFIs achieve a high level of profitability due to low costs. In the other regions, Eastern Europe, Latin America and Africa, MFIs face high costs and reach self-sufficiency through a combination of higher income and productivity. (Issabelle Barres, Microbanking Bulletin, 2002)

In Indonesia, borrowers increased their incomes by 12.9 percent compared to increases of 3 percent in control-group incomes. Another study on Bank Rakyat Indonesia borrowers on the island of Lombok in Indonesia reports that the average incomes of clients had increased by 112 percent and that 90 percent of households had moved out of poverty. (CGAP, Focus Notes. 24, Elizabeth Littlefield)

Microfinance programs from different regions report increasing decision-making roles of women clients. The Women’s Empowerment Program in Nepal found that 68 percent of its members were making decisions on buying and selling property, sending their daughters to school, negotiating their children’s marriages, and planning their family. These decisions traditionally were made by husbands. World Education, which combines education with financial services, found that women were in a stronger position to ensure female children had equal access to food, schooling, and medical care. TSPI in the Philippines reported that program participation increased the percentage of women who were principal household-fund managers from 33 percent to 51 percent. In the control group, only 31 percent of women were principal fund managers. (CGAP, Focus Notes. 24, Elizabeth Littlefield)

The number of poor people with access to microcredit schemes rose from 7.6 million in 1997 to 26.8 million in 2001—21 million of them women, enabling them to control assets, make economic decisions and assume control of their lives. According to some estimates, 5% of microfinance programme participants could lift their families out of poverty each year. (UNDP, Human Development Report, 2003)

As of December 31, 2001, 2,186 microcredit institutions reported reaching 54,904,102 clients, 26,806,014 of whom were among the poorest when they took their first loan. Nine hundred ninety- four institutions submitted a 2002 Institutional Action Plan outlining their progress. Assuming five persons per family, the 26.8 million poorest clients reached by the end of 2001 affected some 134 million family members. (Microcredit Summit Report 2002)

Over the previous two years, the growth in the number of very poor women reached has gone from 10.3 million in 1999, to 14.2 million in 2000. Now, as of 2001, 21,169,754 women have been reached. This is a 49.6 percent increase in the number of poorest women reached from December 31, 2000 to December 31, 2001. This increase represents an additional 7,016,841 poorest women reported with microloans in the last year. (Microcredit Summit Report 2002)

Over the last five years the number of poorest clients reached has grown by 350 percent, from 7.6 million at the end of 1997 to 26.8 million at the end of 2001. (Microcredit Summit Report 2002)

Data from the Micro Banking Bulletin reports that 63 of the world's top MFIs had an average rate of return, after adjusting for inflation and after taking out subsidies programs might have received, of about 2.5% of total assets. This compares favorably with returns in the commercial banking sector and gives credence to the hope of many that microfinance can be sufficiently attractive to mainstream into the retail banking sector. (CGAP)

Lateinamerika

APUZ 51/52 2006

Editorial von Ludwig Watzal

Der Neopopulismus in Lateinamerika versteht sich als eine Bewegung gegen Globalisierung und Neoliberalismus. Das Desaster, das durch die Umsetzung dieses Konzepts in Argentinien angerichtet worden ist, wirft die Frage auf, ob eine neoliberale Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik mit einer demokratischen Institutionalisierung im Sinne des Ausbaus rechtsstaatlicher Elemente, sozialen Ausgleichs und besserer Partizipationsmöglichkeiten einher gehen kann.

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Wirtschaft in Lateinamerika - Ein Volk von Illegalen

DIE ZEIT 05/2005

Korruption, Straßenhandel, Schattenwirtschaft: Weil die Menschen kein Recht auf Eigentum haben, kommt Lateinamerika nicht voran.

Ein Gespräch mit dem Ökonomen Hernando de Soto

DIE ZEIT: Herr de Soto, angeblich braucht ein Entwicklungsland nur drei Dinge, um voranzukommen: freie Märkte, freien Handel und Investitionen aus dem Ausland. Die meisten Länder Lateinamerikas folgen diesem Rezept und kommen dennoch nicht vom Fleck. Warum?

Hernando de Soto: Weil zum Fortschritt noch etwas anderes gehört: Rechtssicherheit. Die meisten Menschen Lateinamerikas haben sie nicht.

ZEIT: Es gibt doch Gesetze.

De Soto: Und trotzdem haben die Menschen kaum eine Möglichkeit, ihr Eigentum irgendwo geltend zu machen. Freier Handel funktioniert nur, wenn es Dokumente gibt und rechtsgültige Unterschriften, wenn man sich ausweisen kann und eine Adresse hat. Auch internationale Investitionen sind ohne klare Eigentumsrechte undenkbar. Viele bei uns haben ein kleines Geschäft, das nirgendwo eingetragen ist, sie stellen ihre Produkte illegal her oder handeln Waren auf dem Schwarzmarkt. Wie sollen diese Unternehmer denn Investoren gewinnen? Sie können ja keine offiziellen Firmenanteile ausgeben, keine Aktien, nichts.

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Aserbaidschan - Für ein Bündel Bares

DIE ZEIT 46/2003

Georgischen Bauern erscheint sie als letzte Hoffnung, Umweltschützern als Horror: Die neue Pipeline von Aserbajdschan zum Mittelmeer.

Von Cerstin Gammelin

Drei Stunden lang Schlaglöcher und die Hügel eines Nationalparks trennen das Bergdorf Bakuriani von der Hauptstadt Tbilissi. Vor der örtlichen Filiale der Bank of Georgia posieren Militärs unter der heißen Oktobersonne. Das Gewehr im Anschlag. Drinnen: ein kahler Raum, drei Tische, ein Banner der US-amerikanischen Western Union Bank, eine gepanzerte Schalterzelle samt Stromgenerator für Safe und Überwachungskamera – und Suran Barbarian. Der Bauer hat soeben seine Existenzgrundlage getauscht: 2800 Quadratmeter karges Bergland gegen 5700 Lari, rund 2700 US-Dollar. Das entspricht rund 33 Jahreseinkommen in der Region.
Der Bauer erhält das viele Geld aus dem Budget des internationalen BTC-Konsortiums. Europäische und amerikanische Konzerne bauen unter Führung des britischen Ölmultis BP eine 1760 Kilometer lange Pipeline vom Kaspischen Meer nahe der aserbajdschanischen Hauptstadt Baku über das georgische Tbilissi an die türkische Mittelmeerküste bei Ceyhan. Einige Meter Rohrleitung wollen sie auch im Land des Bauern Barbarian vergraben. „Es hätte ein bisschen mehr Geld sein können, aber ich hatte keine Alternative“, erklärt der armenischstämmige Georgier, versteckt das Bündel Geldscheine in seiner Kleidung und verschwindet. Obwohl es auf dem Heimweg durch die Berge von kaukasischen Banditen wimmelt, will Barbarian von einem Bankkonto nichts wissen.

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Armut und Reichtum in Zentralasien

APUZ 4/2006

Editorial von Ludwig Watzal

Die Terroranschläge vom 11. September 2001 haben zu gravierenden Veränderungen in der internationalen Politik geführt. Die Region, welche von den Umbrüchen am stärksten betroffen war, ist Zentralasien. Dort prallen russische Großmachtsinteressen und imperiale Ansprüche der USA unmittelbar aufeinander. Im Zuge des globalen „Krieges gegen den Terrorismus“ konnten sich die USA einen enormen geostrategischen Vorteil sowohl gegenüber den beiden anderen Großmächten Russland und China als auch der Europäischen Union verschaffen, indem sie in den ehemaligen Sowjetrepubliken Stützpunkte einrichteten. Neben geostrategischen Interessen geht es auch um ökonomischen Einfluss, insbesondere aber um die kaspischen Ölvorräte.

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Manila: Leben im Slum

GEO Magazin 09/03

An westlichen Standards gemessen leben die Bewohner von "R-10" in schockierenden Verhältnissen. Aber der Slum ist hochgradig organisiert - und überraschend friedlich.

Von Christoph Kucklick

Zehn Tage lang hängt der Taifun "Chedeng" als graue Faust über Manila und schleudert Wasser herab. Der Sturm taucht R-10 in eine Aura des Katastrophalen, die dem Viertel sonst fehlt, obwohl man hier alle möglichen Katastrophen vermuten könnte. Denn R-10 ist hoch verdichtete Armut, ein Konzentrat der Not: Der Block ist kaum 700 Meter lang und 100 Meter breit, und darin wohnen 30 000, vielleicht 40 000 Menschen. Das Viertel gehört zum Distrikt North Bay Boulevard South, in dem ein Slum an den anderen grenzt, eines der am dichtest besiedelten Gebiete der Erde. Die meisten leben illegal in R-10, sie sind squatters, Landbesetzer. Die ersten ließen sich vor 30 Jahren nieder, stellten Palmblatthütten auf, aus denen Bretterbuden und manchmal sogar Steinhäuser wurden.

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Entzweite Welten

DIE ZEIT 02/2005

Die Fischer von Kota Kuala Muda haben das Seebeben überlebt. Sie sehen sich im Einklang mit der Natur. Andere deuten die Katastrophe als Strafe Gottes. Die sozialen, ethnischen und religiösen Spannungen in Südasien werden weiter wachsen.

Von Michael Schwelien

Singapur Die Fischer von Kota Kuala Muda, einer Ansammlung von Dörfern an der malayischen Westküste, hatten in den Tagen vor dem Tsunami Seltsames erlebt. Ihre Netze waren voller als je zuvor. »Zehnmal so viele Fische wie sonst«, erzählt Razek Jamaluddin, »wir dachten, es sei ein Segen.« Die Fischer freuten sich über den reichen Fang, glaubten an ein gutes Zeichen zum Ende des Jahres. Bis Sonntag, als die See regelrecht zu kochen schien und die Fische von allein an Land sprangen. Da ahnten die Fischer von Kota Kuala Muda, dass sie böse, nicht gute Omen sahen. Als das Wasser sich schließlich hundert Meter zurückzog, schlugen sie Alarm. So rechtzeitig, dass sich alle 4000 Menschen von Kota Kuala Muda vor dem haushoch zurückkehrenden Meer in die höher gelegenen Schulen und Gemeindezentren retten konnten. Nun sehen sie darin ein Zeichen Gottes. Sie haben überlebt, glauben sie, weil sie im Einklang mit dem Schöpfer und seiner Natur leben.
Etwas weiter nördlich, in Richtung der thailändischen Grenze, fühlen sich die Menschen von Gott bestraft. Hier, an den Traumstränden von Penang, leben sie nicht von der Natur, sondern von den Touristen. Zulkifli Majid Rahman arbeitet als Lieferwagenfahrer. An den Tagen vor dem 26. Dezember sah er keine Zeichen, weder gute noch böse Omen. Es war reiner Zufall, dass er sich noch bei seiner Familie befand, als der Tsunami kam. Obwohl er selbst kaum schwimmen kann, stürzte er sich immer wieder in die Fluten. Er barg seine Frau, eine 14−jährige Tochter und das jüngste Kind, ein Baby noch, das er in einer Wiege aus Tuch in einem Baum festband. Ein weiteres seiner Mädchen starb in seinen Armen. Er hat fünf von seinen sieben Kindern verloren. Zulkiflis Frau, die Haare sittsam unter einem lindgrünen Kopftuch verborgen, nimmt es als unvermeidbaren Schlag hin. »Gott«, sagt sie, »hat uns das Leben nur geliehen.«

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Indien leuchtet

DIE ZEIT 18/2004

Der Aufschwung sichert den Wahlsieg der Regierung. Doch viele Bauern bleiben arm.

Von Christiane Grefe

Neu Delhi Double digit, „zweistellig“. Das ist Indiens neues Mantra. 10,4 Prozent! Als die Regierung diesen Anstieg der Gesamtwirtschaftsleistung meldete und versprach, ein solches Bruttoinlandsprodukt auch für die Zukunft anzupeilen, schwelgte India Today: „Wachstum ist das ultimative Aphrodisiakum.“ Tatsächlich trifft man in Delhis Geschäftswelt in diesen Tagen auf lauter Beschwingte. Shashank Warty zum Beispiel, Vizechef der Taj-Mahal-Hotelkette, ist die personifizierte Zuversicht: „Im letzten Jahr hat sich die Zahl der Indien-Besucher verdoppelt“, sagt er, „und auch immer mehr Einheimische können es sich jetzt leisten, durchs Land zu reisen.“ Ein wenig Sorge bereite ihm nur, „ob wir mit dem Andrang Schritt halten“. Auch Yogendra Modi, Präsident des Dachverbandes der indischen Handelskammern FICCI, ist sehr zufrieden: „Jahrzehntelang hat die Regierung uns Unternehmern Vorschriften gemacht“, sagt er. „Jetzt sind wir frei und können importieren und produzieren, was und so viel wir wollen.“ In der Tat, überall schießen neue Wohnblocks und Einkaufszentren aus dem Boden, und über Delhis lebensgefährliche Straßen rasen neuerdings schicke junge Inder in offenen Cabriolets.
„India Shining“, „Indien leuchtet“: Mit dieser Anzeigenkampagne zur Wahl machen sich die Bharatiya Janata Party (BJP) des Premierministers Atal Bihari Vajpayee und ihre Koalitionspartnerin National Democratic Alliance (NDA) die wirtschaftliche Aufbruchstimmung geschickt zunutze. Es ist ja auch viel geschehen: Schritt für Schritt wurde die Ökonomie, die man noch immer in Fünfjahresplänen misst, vom Regelungsgestrüpp in der spezifischen indischen Mischung aus Staats- und Privatwirtschaft befreit. Die Regierung liberalisierte den Außenhandel, sie öffnete Staatsbetriebe für Investoren. Und sie baute Straßen. Stolz verweist Finanzminister Jaswant Singh auf Devisenreserven von 100 Milliarden Dollar. Indiens Aktienkurse ziehen nach oben. Der Mittelstand wächst, Einkommen steigen, und im Fernsehen wirbt die ICICI-Bank für ihre Kredite. „Jetzt ist es in Indien genauso wie überall auf der Welt“, sagt Yogendra Modi. „Wer Geld hat, der geht los und kauft ein.“ Aber wer keins hat?

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Indien - Freitod oder Landreform

DIE ZEIT 38/2004

Die Metropolen boomen – Indiens Bauern darben. Die neue Regierung will die Kluft schließen.

Von Ulrich Ladurner

Bolpur/Westbengalen Abdul Rezak Mollah ist einer dieser Politiker, bei denen man sofort das Gefühl bekommt, dass sie immer schon da waren, wo sie sind, nämlich in einem Amt. Das liegt nicht unbedingt an ihm. Das liegt an Mollahs Partei. Die Communist Party of India – Marxist (CPIM) regiert seit 1977 den indischen Teilstaat Westbengalen. So viele Jahre an der Macht können müde machen. Mollah sagt deshalb nur einen belanglosen, schlappen Satz über das Verhältnis seiner Partei zur Zentralregierung: »Wir wollen, dass die in Dehli im Interesse des Volkes regieren. Tun sie das nicht, dann werden wir ihnen die Unterstützung entziehen!« Danach schweigt er. Alles andere überlässt er seinem Assistenten Sukumar Das, der an der Seite des riesigen Schreibtisches sitzt. Er beantwortet alle Fragen ausführlich, während der Minister Papiere und Akten studiert. Sukumar Das ist Mollahs sprechendes Faktotum.
Es geht um Landwirtschaft. Mollah ist Minister für Landreformen in Westbengalen. Das ist ein wichtiger Posten. Immerhin leben von einer Milliarde Indern 700 Millionen auf dem Land, in dem 90 Millionen Einwohner starken Teilstaat Westbengalen sind es rund zwei Drittel. Das ist ein wenig in Vergessenheit geraten in den letzen Jahren. Indiens Wirtschaft boomte wie kaum eine andere. Im Westen schaute man staunend auf die glitzernden Metropolen der Computerindustrie Hyderabad und Bangalore. Ein Konkurrent wuchs da heran. Wer wollte da noch von dem indischen Dorf reden?

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Kambodscha - Ein Land im Dunkeln

DIE ZEIT 31/2003

In Kambodscha kann man lernen, was „nation-building“ bedeutet. Elf Jahre sind die Vereinten Nationen und andere Helfer im Land. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Von Christian Tenbrock

Wer abends aus Vietnam oder Thailand nach Kambodscha kommt, aus der gleißenden Boom-Stadt Saigon oder der ausufernden Metropole Bangkok, der fliegt ins Dunkel, in ein Land fast ohne Licht. Unten, am Boden, tanzen hier und da ein paar helle Flecken. Sonst herrscht Düsternis. Selbst Phnom Penh, der Hauptstadt, fehlt das Licht. Am Monivong- oder am Sihanouk-Boulevard stehen Lampen, am Sisowath-Kai drängt es aus teuren Bars und Restaurants. Aber in den Seitenstraßen bleibt es auch in Phnom Penh finster.
Wie in Schwarzafrika, urteilen Entwicklungshelfer über die Dunkelheit Kambodschas. Wie in Schwarzafrika, sagen die Experten auch beim Blick auf die Statistik. Eingeklemmt zwischen den Wirtschaftswundernationen Thailand und Vietnam, ist Kambodscha eines der ärmsten Länder Asiens. Auf dem Entwicklungsindex der UN steht es auf Rang 130, 175 Staaten sind insgesamt verzeichnet. Dabei hat Kambodscha seit 1992 so viel Hilfe erhalten wie kaum eine andere arme Nation der Erde. Über eine halbe Milliarde Dollar jedes Jahr. Dazu sind Tausende Helfer aus dem reichen Ausland in seine Städte und Dörfer geströmt. Wahrscheinlich gibt es, bezogen auf die Bevölkerung, nirgendwo sonst so viele Menschen, die Gutes tun wollen wie in diesem Land.

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Kampf um Afrikas Rohstoffe: Pilgerfahrt nach Peking

DER SPIEGEL 42/2005 - 17. Oktober 2005

Von Thilo Thielke

Amerikaner und Chinesen liefern sich eine Schlacht um Afrikas Bodenschätze. Das Hauptinteresse gilt seinen riesigen Erdölreserven. Doch Chinas ungehemmt wachsende Industrie verlangt auch nach Kupfer, Mangan oder Tropenholz. Die Gewinner der Globalisierung sind die Diktatoren des Kontinents. Dokubo-Asari, der sich selbst mit dem furchteinflößenden Vornamen Mudschahid schmückt, konnte noch nicht ahnen, dass er demnächst verhaftet würde. Gierig tunkte der dicke Rebellenchef seine Finger in die rote Sauce, fischte ein Stück fettiges Hühnchen heraus, steckte es sich, seinen weißen Kaftan dabei vollkleckernd, in den Mund und erzählte laut schmatzend von seinem Krieg.
So wie Bosnien sei es zwar noch nicht im Nigerdelta - aber fast, sagte er stolz. Schließlich könne er über 100.000 Mann mobilisieren, und wenn die Regierung ihn weiter betrüge, werde er sie alle ins Feuer schicken: gegen die Banditen des Gouverneurs, gegen die Ölmultis, gegen alle Ausländer.
Von rund 130 verschiedenen Banden, die sich "Die Wikinger", "Icelander (German 2000)", "Nationale Vereinigung von Abenteurern" oder "Schwarze Axt" nennen, befehligt Dokubo-Asari, 41, die wohl stärkste Miliz: einen Haufen Ethnokrieger vom Stamm der im Delta beheimateten Ijaw, der im Verdacht steht, regelmäßig die Pipelines des Ölriesen Shell anzuzapfen, dessen Mitarbeiter zu entführen oder umzulegen und sich auch mal auf offener Straße Schießereien mit rivalisierenden Gangs zu liefern. Auf über 2000 Mann schätzt die "BBC" Dokubo-Asaris Desperados, denen ihr Chef den sperrigen Namen "Niger Delta Peoples Volunteer Force" verpasst hat.

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Afrika lernt, sich selbst zu helfen

DIE ZEIT 42/2004

Vom Sudan bis Simbabwe: Die Afrikaner versuchen, ihre Konflikte allein zu lösen – und brauchen dennoch die Hilfe Europas

Von Bartholomäus Grill

Kapstadt Brennende Hütten, Hungerkinder mit großen traurigen Augen, verzweifelte Flüchtlinge, arabische Milizen, die wie apokalyptische Reiter durch die Halbwüste preschen und morden, vergewaltigen und brandschatzen – wieder einmal füllten Schreckensbilder aus Afrika unser Sommerloch. Im vergangenen Jahr waren es die Kindersoldaten aus Liberia, diesmal die Reiterhorden aus Darfur im Sudan. Jetzt ist es Herbst, man beschäftigt sich wieder mit den wichtigen außenpolitischen Themen, Bush gegen Kerry, Irak, Israel und Palästina. Die Tragödie dort unten am Nil ist vergessen. Aus den Kameraaugen, aus dem Sinn. Aber die Hungerkinder und die Heimatlosen sind immer noch da. Und die Reitermilizen, die Dschandschawid, gehen weiterhin ungestört dem Geschäft des Tötens nach. Man schätzt, dass im Zuge der »ethnischen Säuberungen« bislang 50000 Menschen umgebracht wurden, 1,2 Millionen sollen auf der Flucht sein. Aber das Regime in der Hauptstadt Khartum und seine Handlanger in Darfur haben von der Weltgemeinde vorerst wenig zu befürchten. Die Vereinten Nationen drohen mit Sanktiönchen, und der Sicherheitsrat hat soeben beschlossen, eine Kommission einzurichten, um zu prüfen, ob in Darfur ein Völkermord geschieht. Die Afrikanische Union (AU) ist da schon weiter. Sie hat eine Mission entsandt, 120 Militärbeobachter und 270 Soldaten. Bald soll ihnen eine Friedenstruppe folgen, 3500 Mann mindestens. Ein winziges Häuflein in einem riesigen Territorium, mission impossible, unken Kritiker. Dennoch, der erste kleine Schritt ist gemacht. Für die Afrikaner ist es ein riesiger Schritt. Zum ersten Mal sind sie bereit, das seit dem Ende der Kolonialära unantastbare Prinzip der nationalen Souveränität wichtigeren Erwägungen unterzuordnen.

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Krieg der Kinder

DIE ZEIT 36/2003

Sie werden zu Killermaschinen ausgebildet. In Afrika stehen nach Angaben der UN mindestens 120000 Kinder im Dienst von Generälen und Warlords, für die sie Wegwerfmenschen sind

Von Birgit Virnich und Bartholomäus Grill

Es ist noch früh am Morgen in Monrovia. General Scarborough wirkt völlig verschlafen, seine Augen sind verklebt. „Sie sind Tiere!“, knurrt er und deutet auf die andere Seite der Brücke, die die Landzunge von Westpoint mit dem Festland verbindet. „Sie reißen ihren Gegnern die Herzen aus dem Leib und fressen sie.“ Drüben, da lagert Black Diamond, die Chefin einer Rebellenmiliz. Sie wird am nächsten Tag sagen: „Das sind doch Bestien, diese kleinen Jungs! Sie vergewaltigen 10-jährige Mädchen und schmieren sich das Blut von Jungfrauen auf die Stirn.“
Wenn sich die Todfeinde auf der Mitte der Gabriel Tucker Bridge von Angesicht zu Angesicht begegnen würden, könnten sie in ihr eigenes Spiegelbild schauen. Hier das Lumpenmilitariat von Präsident Charles Taylor, das sich Regierungsarmee nennt, dort die verwahrlosten Horden der Rebellen, beide in der gleichen Kampfkluft, beide gleich grausam, beide gleich jung. Wenn sie in ihren Fantasieuniformen, wild um sich schießend, durch die Straßen rennen, mutet das an wie ein Karneval des Todes. Manche dieser Kämpfer und Kämpferinnen haben gerade einmal das Schulalter erreicht. Sie führen einen Krieg der Kinder. Ihre Zerstörungswut hat Monrovia, die Hauptstadt von Liberia, in einen Vorhof der Hölle verwandelt. Daran hat auch die Unterzeichnung eines Friedensvertrages nichts ändern können. Anfang der Woche sollen Rebellen im Landesinnern wieder Massaker verübt haben, die Rede ist von 1000 Toten.

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Afrikanische Diktatoren: Der Club der Schlächter

SPIEGEL ONLINE - 03. April 2006

Von Erich Wiedemann

Sie verfüttern politische Gegner an Krokodile, hacken Gefangenen die Füße ab, geißeln ihr Volk durch Hungersnöte: Doch immer noch entziehen sich afrikanische Tyrannen der Gerechtigkeit. Ab heute muss sich "Charles, der Schlächter", Liberias Ex-Dikator Taylor, vor Gericht verantworten.
In Gamboru kurz vor dem kamerunischen Schlagbaum wurde der Range Rover mit dem Diplomatenkennzeichen von zwei Bewaffneten gestoppt. Nigerianische Grenzpolizei, Zollkontrolle. Der große schwarze Mann im weißen Burnus blieb gelassen. Er stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete wortlos die Heckklappe - und dann eine Aluminiumkiste, die auf der Ladefläche stand. Bitteschön, die Herren sollten sich bedienen. Für zwei schlichte afrikanische Grenzer war es ein betörender Anblick: ein Viertelkubikmeter Dollarnoten, lauter große Scheine und alle fein säuberlich gebündelt. Doch die Beamten waren nicht bestechlich. Sie legten dem Rover-Fahrer Handschellen an und brachten ihn in die Provinzhauptstadt Maiduguri. Die Durchsicht der Papiere, die der Mann mit dem Burnus brachte eine Überraschung. Es war Charles Taylor, der ehemalige Staatspräsident von Liberia, den seine Landsleute "Charles, den Schlächter" nennen.

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Die Macht der Hexen

DIE ZEIT 38/2005

Beim Millenniumstreffen der Vereinten Nationen wird wieder einmal über die Rettung Afrikas diskutiert. Trotz 1000 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe wächst die Armut weiter. Zu den schlimmsten Entwicklungsblockaden zählen Aberglaube und Angst.

Von Bartholomäus Grill

Die Armut halbieren. Die Kindersterblichkeit senken. Den Hunger besiegen. Die Aids-Pandemie stoppen. Es sind wieder einmal noble Ziele, die sich die Vereinten Nationen im Rahmen ihres Millenniumsprogramms bis zum Jahre 2015 gesteckt haben. Diese Woche ziehen sie in New York Zwischenbilanz. Man ist weit hinter dem Plansoll. Man muss mehr tun, viel mehr, ganz besonders in Afrika. Mehr Schulen. Mehr Brunnen. Mehr Projekte. Mehr Geld. Da bleibt keine Zeit für Zweifel oder defätistische Fragen wie: Was haben eigentlich die rund eintausend Milliarden Dollar Entwicklungshilfe bewirkt, die seit dem Ende der Kolonialzeit nach Afrika geflossen sind? Warum ist die Armut trotzdem gewachsen? Woran ist die Modernisierung gescheitert?
Weil sich ihr die rückständigen, mediokren, abergläubischen Afrikaner systematisch verweigern, behaupten afrikanische Intellektuelle. Der Philosoph Valentin Yves Mudimbe zählt den esprit sorcier, den Hexenglauben, zu den größten Entwicklungsblockaden Afrikas. Wäre der Mann nicht Kongolese, er geriete unter Rassismusverdacht. Denn dass die Misere zwischen Dakar und Daressalam auch etwas mit den Afrikanern selbst zu tun haben könnte, mit ihrer Kultur, ihren Traditionen, ihrem Glauben, ihrer Mentalität, ist in der westlichen Dritte-Welt-Gemeinde ein geradezu unanständiger Gedanke. Die Afrikaner haben Opfer zu sein. Mit Ausnahme von ein paar Despoten und Kleptokraten sind ausschließlich sinistere Außenmächte – die Weltbank, die globale Handelsunordnung, der Neokolonialismus – verantwortlich für sämtliche Fehlentwicklungen.

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Mais für die Welt

DIE ZEIT 35/2004

Genetisch aufgerüstet und hoch gezüchtet, ist Mais zum ertragreichsten Nahrungsmittel geworden. Preis des Siegeszuges: Raubbau an der Natur in Afrika, Schaden für die Bauern in Mexiko und US−Bürger, die immer dicker werden

Von Christiane Grefe

Cornflakes löffeln. Ganz viel Popcorn auf einmal in den Mund stopfen. Im Sommer Versteck spielen im Feld, zwischen wiegenden, ehrfurchtgebietenden Pflanzen. Im Herbst Kolben klauen. Wie die vertrockneten Blätter piken und stechen, wenn man auf schmalen ckerdschungelpfaden schleicht. Rascheln darf es nicht, sonst hört es der Bauer. Mais weckt Erinnerungen an Kindheitsglück. Und nur wenige ahnen, welche einzigartige Rolle jenes Getreide heute in der Landwirtschaft spielt, das mit knapp 636 Millionen Tonnen Ertrag im Jahr 2003 die beiden anderen großen Welternährungs-pflanzen Reis und Weizen weit überholt hat.

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