DIE ZEIT 05/2005
Korruption, Straßenhandel, Schattenwirtschaft: Weil die Menschen kein Recht auf Eigentum haben, kommt Lateinamerika nicht voran.
Ein Gespräch mit dem Ökonomen Hernando de Soto
DIE ZEIT: Herr de Soto, angeblich braucht ein Entwicklungsland nur drei Dinge, um voranzukommen: freie Märkte, freien Handel und Investitionen aus dem Ausland. Die meisten Länder Lateinamerikas folgen diesem Rezept und kommen dennoch nicht vom Fleck. Warum?
Hernando de Soto: Weil zum Fortschritt noch etwas anderes gehört: Rechtssicherheit. Die meisten Menschen Lateinamerikas haben sie nicht.
ZEIT: Es gibt doch Gesetze.
De Soto: Und trotzdem haben die Menschen kaum eine Möglichkeit, ihr Eigentum irgendwo geltend zu machen. Freier Handel funktioniert nur, wenn es Dokumente gibt und rechtsgültige Unterschriften, wenn man sich ausweisen kann und eine Adresse hat. Auch internationale Investitionen sind ohne klare Eigentumsrechte undenkbar. Viele bei uns haben ein kleines Geschäft, das nirgendwo eingetragen ist, sie stellen ihre Produkte illegal her oder handeln Waren auf dem Schwarzmarkt. Wie sollen diese Unternehmer denn Investoren gewinnen? Sie können ja keine offiziellen Firmenanteile ausgeben, keine Aktien, nichts.
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