DIE ZEIT 46/2003
Georgischen Bauern erscheint sie als letzte Hoffnung, Umweltschützern als Horror: Die neue Pipeline von Aserbajdschan zum Mittelmeer.
Von Cerstin Gammelin
Drei Stunden lang Schlaglöcher und die Hügel eines Nationalparks trennen das Bergdorf Bakuriani von der Hauptstadt Tbilissi. Vor der örtlichen Filiale der Bank of Georgia posieren Militärs unter der heißen Oktobersonne. Das Gewehr im Anschlag. Drinnen: ein kahler Raum, drei Tische, ein Banner der US-amerikanischen Western Union Bank, eine gepanzerte Schalterzelle samt Stromgenerator für Safe und Überwachungskamera – und Suran Barbarian. Der Bauer hat soeben seine Existenzgrundlage getauscht: 2800 Quadratmeter karges Bergland gegen 5700 Lari, rund 2700 US-Dollar. Das entspricht rund 33 Jahreseinkommen in der Region.
Der Bauer erhält das viele Geld aus dem Budget des internationalen BTC-Konsortiums. Europäische und amerikanische Konzerne bauen unter Führung des britischen Ölmultis BP eine 1760 Kilometer lange Pipeline vom Kaspischen Meer nahe der aserbajdschanischen Hauptstadt Baku über das georgische Tbilissi an die türkische Mittelmeerküste bei Ceyhan. Einige Meter Rohrleitung wollen sie auch im Land des Bauern Barbarian vergraben. „Es hätte ein bisschen mehr Geld sein können, aber ich hatte keine Alternative“, erklärt der armenischstämmige Georgier, versteckt das Bündel Geldscheine in seiner Kleidung und verschwindet. Obwohl es auf dem Heimweg durch die Berge von kaukasischen Banditen wimmelt, will Barbarian von einem Bankkonto nichts wissen.
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