DIE ZEIT 31/2003
In Kambodscha kann man lernen, was „nation-building“ bedeutet. Elf Jahre sind die Vereinten Nationen und andere Helfer im Land. Ein Ende ist nicht abzusehen.
Von Christian Tenbrock
Wer abends aus Vietnam oder Thailand nach Kambodscha kommt, aus der gleißenden Boom-Stadt Saigon oder der ausufernden Metropole Bangkok, der fliegt ins Dunkel, in ein Land fast ohne Licht. Unten, am Boden, tanzen hier und da ein paar helle Flecken. Sonst herrscht Düsternis. Selbst Phnom Penh, der Hauptstadt, fehlt das Licht. Am Monivong- oder am Sihanouk-Boulevard stehen Lampen, am Sisowath-Kai drängt es aus teuren Bars und Restaurants. Aber in den Seitenstraßen bleibt es auch in Phnom Penh finster.
Wie in Schwarzafrika, urteilen Entwicklungshelfer über die Dunkelheit Kambodschas. Wie in Schwarzafrika, sagen die Experten auch beim Blick auf die Statistik. Eingeklemmt zwischen den Wirtschaftswundernationen Thailand und Vietnam, ist Kambodscha eines der ärmsten Länder Asiens. Auf dem Entwicklungsindex der UN steht es auf Rang 130, 175 Staaten sind insgesamt verzeichnet. Dabei hat Kambodscha seit 1992 so viel Hilfe erhalten wie kaum eine andere arme Nation der Erde. Über eine halbe Milliarde Dollar jedes Jahr. Dazu sind Tausende Helfer aus dem reichen Ausland in seine Städte und Dörfer geströmt. Wahrscheinlich gibt es, bezogen auf die Bevölkerung, nirgendwo sonst so viele Menschen, die Gutes tun wollen wie in diesem Land.
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