Kampf um Afrikas Rohstoffe: Pilgerfahrt nach Peking

DER SPIEGEL 42/2005 - 17. Oktober 2005

Von Thilo Thielke

Amerikaner und Chinesen liefern sich eine Schlacht um Afrikas Bodenschätze. Das Hauptinteresse gilt seinen riesigen Erdölreserven. Doch Chinas ungehemmt wachsende Industrie verlangt auch nach Kupfer, Mangan oder Tropenholz. Die Gewinner der Globalisierung sind die Diktatoren des Kontinents. Dokubo-Asari, der sich selbst mit dem furchteinflößenden Vornamen Mudschahid schmückt, konnte noch nicht ahnen, dass er demnächst verhaftet würde. Gierig tunkte der dicke Rebellenchef seine Finger in die rote Sauce, fischte ein Stück fettiges Hühnchen heraus, steckte es sich, seinen weißen Kaftan dabei vollkleckernd, in den Mund und erzählte laut schmatzend von seinem Krieg.
So wie Bosnien sei es zwar noch nicht im Nigerdelta - aber fast, sagte er stolz. Schließlich könne er über 100.000 Mann mobilisieren, und wenn die Regierung ihn weiter betrüge, werde er sie alle ins Feuer schicken: gegen die Banditen des Gouverneurs, gegen die Ölmultis, gegen alle Ausländer.
Von rund 130 verschiedenen Banden, die sich "Die Wikinger", "Icelander (German 2000)", "Nationale Vereinigung von Abenteurern" oder "Schwarze Axt" nennen, befehligt Dokubo-Asari, 41, die wohl stärkste Miliz: einen Haufen Ethnokrieger vom Stamm der im Delta beheimateten Ijaw, der im Verdacht steht, regelmäßig die Pipelines des Ölriesen Shell anzuzapfen, dessen Mitarbeiter zu entführen oder umzulegen und sich auch mal auf offener Straße Schießereien mit rivalisierenden Gangs zu liefern. Auf über 2000 Mann schätzt die "BBC" Dokubo-Asaris Desperados, denen ihr Chef den sperrigen Namen "Niger Delta Peoples Volunteer Force" verpasst hat.

Lesen Sie den ganzen Artikel!