Die Revolutions-GmbH

DER SPIEGEL 46/2005

Wie macht man eine Revolution? Was in Jugoslawien 2000 passierte, in Georgien 2003, in der Ukraine 2004 wirkte wie ein spontaner Volksaufstand gegen Autokraten. In Wahrheit war vieles sorgfältig geplant - von Studentenführern und ihren vernetzten Organisationen. Sie scheuten auch amerikanische Hilfe nicht. Welches Regime wird ihr nächstes Opfer? Sie sind der Alptraum der Diktatoren und die Hoffnung der Unterdrückten, die Protagonisten des demokratischen Wandels auf der Welt. Sie haben in ihren Heimatländern erfolgreich Volksaufstände organisiert und Tyrannen aus den Palästen gejagt. Jetzt planen sie gemeinsam neue Revolutionen, überall dort, wo in Osteuropa, Zentralasien und im Nahen Osten noch Gewaltherrscher die Macht in Händen halten und den Menschen bürgerliche Freiheiten verwehren.
Sie sind die wahren Helden unserer Zeit. Helden wider Willen - dass kaum einer ihre Namen kennt, ihre Lebensläufe, ihre Verbindungen untereinander, ihre Geldgeber, ihre Pläne für einen Regimewandel, das finden sie gut so. Denn sie müssen immer einen Tick schneller sein als die Staatsmacht mit ihrem ungeheuren Apparat von Polizei und Geheimdienst. Raffinierter, besser, vernetzter. Anders als die da oben haben sie keine Waffen und wollen sie auch nicht - jedenfalls keine, mit denen sich töten oder foltern lässt.
Sie sind um die 30, junge Männer meist, aber auch Frauen kämpfen in ihren Reihen. Sie haben sich größtenteils an Universitäten kennen gelernt. Wer die Nachrichtensendungen der vergangenen Jahre genau verfolgt hat, mag sie bei den Revolutionsfeiern einige flüchtige Momente lang wahrgenommen haben. Eher nicht in der ersten Reihe. Im Hintergrund bleiben, heißt ihre Devise. Eine Friedensarmee im Schatten ist da entstanden, deren Divisionen und Pläne keiner kennen soll. Geheimnisvoll, schlagkräftig, kaum zu fassen - ein wichtiges, bis heute kaum wahrgenommenes Phänomen der internationalen Politik.

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